Abdankung. Nein, ich konnte mit dem Wort nichts anfangen. Zumindest nicht in dem Zusammenhang, wie ich ihn in der NZZ las. Es stand unter vielen Traueranzeigen - aber warum nur?
Wo ich herkomme, versteht man unter einer Abdankung die Amtsaufgabe, Amtabtretung, Amtsniederlegung, den Amtsverzicht oder das Ausscheiden, den Austritt, die Kündigung sowie den Rücktritt aus einem Amt. Könige danken ab, Präsidenten und Vorsitzende ebenso. Man muss schon was hermachen, um abdanken zu können.
In der Schweiz scheint es ganz anders zu sein. Dort gibt es keine Trauerfeier, sondern eine Abdankung. Große Verwirrung und krude Hypothesen kreisen in meinem Kopf: Vielleicht ist jeder Schweizer sein eigener Souverän, stirbt nicht, sondern dankt erhaben ab?
Nein, ganz so ist es (noch) nicht. Um den Sachverhalt zu klären, gehen wir weit weit zurück, und zwar ins Mittelalter. Damals hatte danken noch mit denken und Gedenken zu tun und dem damit verbundenen Gefühl und der Äußerung einer Dankbarkeit. Das finden wir heute noch zum Beispiel in den Worten Gott sei Dank oder bedanken wieder. Bis ins 17. Jahrhundert war es üblich jemanden mit Dank zu verabschieden oder jemanden abzudanken. Seit dem 17. Jahrhundert gebraucht man die Abdankung in deutschen Landen um - wie oben erwähnt - ein Amt abzudanken. Ergo nutzt man in der Schweiz Abdankung als Synonym für Leichenfeier zwar durchaus korrekt, ist aber sprachlich ein paar Jahrhunderte zu spät dran und dementsprechend antiquiert.
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