Freitag, 5. November 2010

tugendbold. lügenbold. trunkenbold. witzbold. raufbold.

In der deutschen Sprache finden sich viele Bolde, die vor Tugend, Trunkenheit, Witz, Raufwut oder Lügen nur so strotzen. Da gibt es den Tugendbold, den Lügenbold, den Trunkenbold, den Witzbold oder auch den Raufbold.

Woher kommt diese Konstruktion? 

Ich gebe es zu: Ich musste suchen, aber ich wurde fündig:
Das Suffix -bold erstarrte laut Duden zu einer leeren Endung, die wir nicht nur von den eben erwähnten Bolden kennen, sondern auch aus Namen wie Leopold, Willibald und Balduin. Letzterer gibt einen Hinweis auf den Ursprung. 

Ein Abverb, das zur Adjektivbildung neigt, ist der Übeltäter. Und zwar mittelhochdeutsch balde oder auch althochdeutsch baldo. Die Bedeutung lautet kühn und ist heute noch im Englischen mit dem Verb bold zu finden. Jemand, der keck, aufgeschwellt (klingt schweizerisch), hochfahrend, beherzt, couragiert, furchtlos, mutig, schneidig, unerschrocken, verwegen, waghalsig, mannhaft, tollkühn, wacker, eigenwillig, gewagt, risikobehaftet, risikoreich, riskant, abenteuerlich, dreist, frech, respektlos, schamlos, ungehörig, ungeniert, unverfroren, impertinent, unverschämt oder tolldreist ist oder handelt.

Im 17. Jahrhundert fand ein Bedeutungswechsel statt und aus kühn wurde eilig und schnell im Sinne von bald. Immerhin sind uns die Bolde erhalten geblieben.

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