Donnerstag, 29. Juli 2010

annahmen, ausnahmen & vorlieben.

Mir ist es bereits zweimal passiert. Anscheinend bin ich anfällig. Oder habe eine Vorliebe. Und diese stößt wohl auf reichlich Gegenliebe. Zumindest, wenn ich dem Artikel Die Liebe fällt nicht weit der NZZ glauben darf.

Ja, ich gestehe: Ich liebe einen Schweizer. Oder Schweitser, denn eigentlich gefällt mir diese Schreibweise nicht nur sehr viel besser, sie passt auch zu diesem etwas absonderlichen und reichlich niedlichen Volk da unten im Süden. 

Der Schweizer an sich heiratet laut Auskunft der NZZ zwar am liebsten eine Schweizerin - und zwar zu beeindruckenden 71 Prozent - aber gleich danach stehen deutsche Frauen ganz weit oben auf der Wunschliste. Es folgen Brasilianerinnen, Thailänderinnen und Italienerinnen, der Rest läuft wohl unter ferner liefen. Übrigens, die Schweizerin bevorzugt Schweizer und Italiener, Deutsche werden nur zu 2,8 Prozent geehelicht.

Fragt man sich, was der männliche Eidgenosse an einer deutschen Frau findet?

Glaube ich der NZZ, so finde ich meinen Schweizer niedlich, meine es aber nicht herablassend und nehme ihn ernst. Weiterhin gibt es einfach viele Deutsche in der Schweiz, so dass man einer Begegnung früher oder später eher schwerlich aus dem Weg gehen kann. So eine Verbindung bringt viel Vertrautes mit sich - auch wenn das viele Schweizer Patrioten nicht zugeben wollen und würden - und den gesunden Hauch Exotik, der eine Beziehung aufregend macht. 

Die deutsche Frau soll die kontaktfreudigste der Welt sein und während die Schweizerin noch überlegt, ob es ihren Stolz verletzt, ein Gespräch anzufangen, oder ob es ein Schlag gegen ihr emanzipiertes Bewusstsein wäre, auf den Einsatz des Mannes zu warten - hat die Deutsche den Schweizer bereits munter und unverbindlich zum Bierchen eingeladen. Freundlich und gesprächsbereit soll ich im Gegensatz zur Schweizerin also sein, wobei das Gegenüber natürlich auch darauf ansprechen sollte. Aber genau das ist auch so ein Punkt, der erwähnt wird, denn nicht die schüchternen, leicht verklemmten Schweizer Männer verfallen der Deutschen, sondern die wägsten und weltoffensten.

Spannend auch der Ansatz der NZZ, die deutsche Frau habe die Emanzipation mit der Muttermilch aufgesogen und lebe diese ganz selbstverständlich im beruflichen und sozialen Leben. Wie das in der Schweiz aussieht, wage ich nun nicht zu mutmaßen, dafür genügen meine Einblicke nicht.

Der Sprache widme ich besser einen eigenen Absatz, denn es ist Thema für sich. Auch wenn ich aus dem Ruhrgebiet stamme, bin ich absolut in der Lage Hochdeutsch zu sprechen - angeblich ebenfalls die offizielle Sprache der Schweiz, wobei der Umgang dem Deutschen ein wenig eigenwillig ist: Sie rüsten ihr Gemüse, machen Telefone, versorgen Kleidung und ihre Töpfe heißen Pfannen.

Zum Glück ist mein Schweizer ein aufgeschlossener, humorvoller Charakter, der nicht nur sehr sprachgewandt ist, sondern mir auch meine Nachfragen sowie mein gelegentliches Kichern nachsieht. (Anmerkung von meinem Mann: Er sieht es mir nicht nach, er liebt mein Lachen und Kichern.)

Wir haben rausgefunden, dass Schweizer, wenn sie es denn wirklich wollen und können, ein recht antiquiertes Deutsch sprechen. Meine Mittelhochdeutsch-Kenntnisse und der Duden helfen aber jedem Rätsel auf die Spur zu kommen und wir können nicht behaupten, uns nichts zu sagen zu haben. Nebenbei tun wir, im wahrsten Sinne des Wortes, viel für die Völkerverständigung - und das lachend. Wir sprechen eine Sprache, die Schweizer und wir, zumindest schriftlich.

Was auch immer man von dem Artikel und seinen Aussagen halten mag, das ein oder andere Körnchen Wahrheit wird sich dort finden lassen. Und er ist putzig, wie es eben nur Schweizer sind.

wortfeilchen