Montag, 23. November 2009

Frank Schätzing & ich: ein offener Brief

Lieber Frank Schätzing,

lange bin ich unentschieden hin und her gewandert, habe lange häsitiert, aber es nutzt nicht, es muss raus. Ich muss mit Dir reden.

Wir teilen die ein oder andere Sache: Du schreibst, ich schreibe. Du veröffentlichst Romane, ich arbeite daran. Du verdienst Dein Geld mit äußerst erfolgreichen Büchern, ich mit ausgefeilten Worten anderer Art. Du warst lange in der Werbung, ich bin dort immer noch und das sehr gerne.

Natürlich gibt es auch Unterschiede: Ich präsentiere mich nicht in Unterwäsche und lasse mich dabei auch noch fotografieren - obwohl Du wirklich ansprechend anzusehen bist - aber das ist wahrscheinlich Ansichtssache. Ich kann mit Karneval so gar nichts anfangen, was Dir als Rheinländer befremdlich erscheinen muss. Dein Schreibstil artet schon einmal aus und Du langweilst mich stellenweise. Nimm es mir bitte nicht krumm, aber manchmal schweifst Du etwas ab und lässt Dich seitenweise über Nichtigkeiten aus.

An sich ist das alles auch egal, schließlich muss ich Deine Bücher weder kaufen noch lesen. Ich muss noch nicht einmal Boulevard-Beiträge über Dich lesen, aber es gibt da ein Problem. Vielleicht sind es auch zwei. Oder es ist vielleicht doch eher ein generelles Problem?

Genug Geplänkel:

Natürlich habe ich Der Schwarm nicht nur gelesen, sondern verschlungen. Fasziniert verfolgte ich die Geschichte, aber nicht unbedingt, weil sie so neu für mich war, denn eigentlich ist es mein Buch und Du hast es geklaut. Wie auch immer Du das angestellt hast.

Wie? Nun wunderst Du Dich, weil ich Dich eines so üblen Verbrechens bezichtige? Eigentlich kannst Du (wahrscheinlich) gar nichts dafür, denn Du warst einfach schneller und ich glaube nicht, dass Du meinen PC angezapft hast. Es ist nämlich so: Als ich in den letzten Zügen meines epochalen Werkes war, kam Der Schwarm in die Buchläden. Natürlich ist mir dies als Bücherfresserin nicht verborgen geblieben, die Handlung aber eben auch nicht. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Die Ähnlichkeiten unserer Werke sind frappierend. Natürlich kann ich mein Buch in die Tonne hauen, denn sollte ich es je einem Verlag anbieten, würde lediglich der Vorwurf kommen, ich hätte bei Dir abgekupfert. Richtig dumm gelaufen, oder?

Lautlos ist auch so eine Sache. Kaum schreibe ich wieder ein Buch, dessen Inhalt Du (hoffentlich) nicht kennst, geht das schon wieder los: Du klaust erneut und hast seelenruhig ein Buch mit dem Titel Lautlos veröffentlicht. Und das bereits 2003.

Nein, ich bin nicht paranoid oder verlaufe mich in abstrusen Verschwörungstheorien, aber irgendetwas stimmt da doch nicht! Werde ich abgehört? Kennst Du meine Gedanken? Sind wir durch irgendwelche esoterischen Kanäle miteinander verbunden? Muss ich meine Firewall checken? Wo soll das noch hinführen? Werde ich niemals ein Buch veröffentlichen können, das nicht irgendeine Verbindung zu Dir aufweist?

Eine Erklärung von Dir fände ich angebracht. Ebenso möchte ich in Zukunft bereits vor der Veröffentlichung eines neuen Buches über den Plot informiert werden. Schriftlich reicht. Oder ruf kurz durch. Meine Nummer kennst Du bestimmt.

wortfeilchen