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Ein Sikh mit lächelnden Augen war der Überbringer des glückseligkeitbringenden Bhaturas, allerdings sprach er in fremden Zungen – bis auf die Worte Baking powder und Baking soda verstand ich nichts.
Harpal Singh spricht nämlich Hindi und ich nicht. (Wer sich selbst überzeugen möchte, mag sich die Zubereitung von Bhatura selbst zu Gemüte führen.) Glücklicherweise wurde das Rezept in englischer Sprache eingeblendet, sodass es Curry Chicken Vindaloo mit Bhatura gab! (Rollen Sie es unbedingt sehr dünn aus, dann plustert es sich wie gewünscht auf!)
Ich für meinen Teil wollte mehr über die Sprache Hindi wissen, schließlich ist es eine indoarische, also zugleich indoiranische und indogermanische Sprache und somit mit unserer deutschen Sprache verwandt, na ja, jedenfalls im Ursprung. Hindi ist für eine Philologin wie mich eine sehr spannende Sprache: Hindi dekliniert Adjektive, kennt nur drei Zeitformen (Gegenwart (Präsens), Vergangenheit (Imperfekt) und Zukunft (Futur)) und Substantive können in drei Kasusformen auftreten, nämlich im Rektus, Obliquus und Vokativ.
Ich könnte Sie an dieser Stelle Ewigkeiten langweilen, was Sie aber viel interessanter finden werden, sind Lehnwörter, die wir aus dem Hindi übernommen haben. Dazu gehören zum Beispiel Bungalow (von bãglā), Dschungel, Chutney, Kajal, Monsun, Punsch, Shampoo (von cāmpnā für massieren), Veranda und Kummerbund.
Sie haben richtig gehört, der Kummerbund stammt aus dem Hindi. Falls Sie nicht wissen, was ein Kummerbund ist, so macht das gar nichts! Sie kennen einen Smoking? Diese breite Leibbinde, vorzugsweise aus Seide, die um den Bauch gebunden wird, den Hosenbund verdeckt und hinten im Rücken mittels Knöpfen oder Schnallen geschlossen wird, das ist ein Kummerbund.
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Und das kam so:
Fast genau Mitte des 18. Jahrhunderts kamen Portugal, Frankreich, die Niederlande und England auf die Idee, sich unbegrenzten Zugang (und Profit) zu den vielen Gewürzen Südasiens zu verschaffen.
Zwischen 1858 und 1947 gelang genau das Großbritannien und Indien wurde zur britischen Kronkolonie und Teil des Empire. Die Inder fanden das nicht sonderlich amüsant, regten sich aber auch (noch) nicht lautstark auf, weshalb britische Soldaten fast 100 Jahre in Indien stationiert waren und zum Alltag gehörten.
Nun ist das Wetter in Indien etwas anders als auf der heimischen Insel, das bedeutet in Bombay liegen die Temperaturen selten unter 20 °C, in Kalkutta können Sie fast immer mit mehr als 25 °C rechnen und generell sind Werte zwischen 40 und 50 °C in Indien an der Tagesordnung. Dazu kommt in vielen Landesteilen etwa von Juni bis September/Oktober der Monsun und bringt eine Luftfeuchtigkeit mit, die uns an Saunafreuden erinnert.
Da waren sie nun in Indien, die Briten. Sie hatten militärisch nicht viel zu tun, hielten aber an ihren Traditionen fest. Und diese besagten, beim Dinner oder Abendessen geht es förmlich zu, also gehört der dreiteilige Smoking getragen. Ein Smoking besteht aus langer Hose, langärmligem Hemd, Weste, Schuhen, Strümpfen, Schleife und Einstecktuch. Sie bemerken den Zusammenhang zwischen ziemlich viel Stoff, womöglich noch alles aus Wolle gefertigt, und tropischem Klima?
Gar nicht dumm, ersetzten die britischen Gentlemen die vermaledeite Weste mit etwas, das die einheimischen Männer trugen, dem Kamarband, das es schon immer oder spätestens seit dem frühen 17. Jahrhundert gab. kamar oder camar ist persischen Ursprungs und bedeutet Taille, Hüfte oder Lende, während banda oder bhendh etwas zum Zusammenbinden ist.
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Ein praktische Sache, die von den britischen Männern übernommen wurde. Den meisten Briten erging es allerdings wie mir, sie sprachen kein Hindi, wollten dem Lendenschal aber einen adäquaten Namen geben. Heraus kam cummerbund oder cumberbund, den die Briten mit nach Europa brachten, woraus in den 1930er Jahren in Deutschland der Kummerbund wurde. Mittlerweile ist er eher ein modisches Accessoire oder schlicht Schnickschnack, dem nachgesagt wird, er würde Männerbeine länger und schlanker erscheinen lassen.
Mit diesem Gedanken lasse ich Sie dann besser für heute allein.