Dienstag, 5. April 2011

die grimms: keine gebrüder, aber väter.

Jacob und Wilhelm Grimm sind, zusammen mit Lachmann und Benecke, die Gründerväter der Germanistik und Philologie. Sie prägten die moderne Etymologie, waren Sprachwissenschaftler, und zu ihren bedeutendsten Werken gehören ohne Frage das Deutsche Wörterbuch und die Deutsche Grammatik. Bekannter sind die beiden vielleicht durch ihre Sammlungen und Überarbeitungen bis dato mündlich tradierter Märchen, Sagen und Geschichten – und als Gebrüder Grimm.

Die Vorsilbe Ge- sagt aus, dass es sich bei dem nachfolgenden Wortteil um eine undefinierbare, aber zusammenhängende Anzahl von Personen oder auch Gegenständen handelt, deren Zusammengehörigkeit betont wird. Dies können beispielsweise Berge oder auch Brüder sein, woraus sich die Begriffe Gebirge und Gebrüder ableiten.

Genauso wenig, wie man zwei Berge ein Gebirge nennen würde, kommt es in Frage, zwei Brüder Gebrüder zu nennen, warum spricht man dann so gerne von den Gebrüdern Grimm?

Die Bezeichnung Gebrüder ist eine veraltete Pluralform des Wortes Bruder und geht bis zum Althochdeutschen (ca. 750 bis 1050) zurück. Damals nannte man leibliche Brüder gibruoder und später im Mittelhochdeutschen gebruoder. Die Bezeichnung Gebrüder Grimm war zu Lebzeiten von Jacob und Wilhelm Grimm, also im 18. und 19. Jahrhundert, durchaus gebräuchlich und ebenfalls korrekt.

Im 20. Jahrhundert änderte sich dies und man bezeichnete mit dem Wort Gebrüder die Gesamtheit der Brüder einer Familie. Jacob und Wilhelm Grimm hatten zwar weitere Brüder, aber nur sie taten sich zusammen, daher nennt man sie nach heutigem Sprachgebrauch nicht Gebrüder, sondern Brüder Grimm. Der Ausdruck Brüder Grimm hat sich auch tatsächlich im fachlichen Sprachgebrauch durchgesetzt, lediglich in der Umgangssprache hat sich der Ausdruck Gebrüder Grimm festgesetzt.

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