Andere Länder, andere Sitten – dies gilt besonders für sprachliche Begrifflichkeiten im deutschsprachigen Raum. Die regionalen Sprachunterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen sich sehr gut an dem Beispiel des amtlichen Dokuments, das zum Führen eines Fahrzeugs berechtigt:
Während die Fahrberechtigung in Deutschland Führerschein oder ganz salopp Lappen genannt wird, erteilt man in Österreich nach bestandener Fahrprüfung die Lenkberechtigung. Ganz anders in der Schweiz, wo der Name der Fahrerlaubnis in offiziellem Amtsdeutsch Führerausweis heißt, in der Umgangssprache aber meist Fahrausweis, Fahrschein, Fahrkarte oder auch Billet oder Permis genannt wird.
Ihr könnt Euch meine Verwirrung vorstellen, als ich in Zürich in eine Verkehrskontrolle geriet und der Polizist mich nach – Ihr ahnt es – meinem Fahrausweis fragte.
Dass es sich bei diesem Begriff um einen umgangssprachlichen Helvetismus halten könnte, wurde erst nach einigen Rückfragen klar: Ein Fahrausweis ist für mich als Deutsche doch etwas ganz anderes, nämlich eine Fahrkarte im öffentlichen Verkehr, also für Bus und Bahn – kein Wunder, dass man mir meine Verblüffung hinter dem Lenkrad mitten im Straßenverkehr buchstäblich ansehen konnte.
Nun achtete ich genauer auf die Schweizer Bezeichnungen, die mir dort im Alltag begegnen – und siehe da, der Fahrausweis ist auch in der Schweiz eine Fahrkarte zur Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Dieses Wort wird aber kaum genutzt, denn das, was den Deutschen die Fahrkarte ist, ist den Schweizern ihr Billet.
Weitere Nachforschungen komplizierten die Sache weiter: Wenn jemandem der Führerschein entzogen wird, wird dieser Person das Billet weggenommen.
Vielleicht sollte ich in der Schweiz doch besser zu Fuß gehen.
wortfeilchen
PS. Ja, ich verkneife mir spitze Anmerkungen zum Führerausweis.