Montag, 29. Januar 2007

Boah ey!

Und wieder erwischte es mich vom Nebentisch beim Italiener! Beinahe hätte ich meinen wunderbaren Vanille-Milchshake (ohne Sahne) über den Tisch gespuckt!

Eine schrille Stimme schrie: "Justiiiiiiiiiiiin, Du bist in Schuld, dass...!"

Den Rest habe ich vor Lautstärke und Schreck vergessen. Mir fiel auf, dass Menschen ihren Kindern oft scheußliche Namen geben und dann gibt es furchtbar viele Justins, Jaquelines und wie sie sich noch schimpfen; meist fremdsprachige Namen, die dann von den Erzeugern, oder deren Angehörigen, weder ausgesprochen werden können und noch zum Nachnamen passen. Ich würde wetten, Justin heißt mit Nachnamen Schebulski.

Warum schreien Menschen ihre Kinder an? Warum schreien Menschen generell? Bringt doch auch nichts!

Schlimmer noch ist die unsachgemäße Verwendung von Schuld:
Es gibt kein "Du bist das in Schuld!"!

Mann kann an etwas Schuld haben, jemanden Schuld geben, Schuld tragen, zu Schulden oder zuschulden kommen lassen und Schulden haben. Punkt! Oder wie wir im Ruhrpott sagen: Arsch lecken 3,50, Dachdecker umme Ecke!

wortfeilchen, leicht echauffiert..

Samstag, 27. Januar 2007

Lieblingsfilme: Breaking the waves

Wer krank ist, hat die Gelegenheit viel im Bett zu liegen und Filme zu sehen. Ich kramte "Breaking the waves" von Lars von Trier raus und wurde erneut belohnt.

Schottland in den 70ern. Protagonistin ist Bess, eine naiv anmutende, junge Frau, die in einem kleinen, malerischen Küstendorf lebt. Ein frischer Lichtblick in der Dorfgemeinschaft (alle sehr düster und schlicht gekleidet), die von einem puritanischen Ältestenrat, der nur aus Männern besteht, rigoros regiert wird. Frauen dürfen selbst an Beerdigungen nicht teilnehmen. Bess ist tief religös und spricht regelmäßig und sehr inbrünstig mit Gott. Sie freut sich, sie trauert, sie ist einfach erfrischend und authentisch.

Ihr Bruder stirbt und lediglich Bess trauert so sehr, dass sie ins nächste Krankenhaus zum Psychiater geschickt wird. Gefühlsäußerungen sind für die Bewohner merkwürdig und böse. Lediglich die Witwe ihres Bruder, Dodo, eine Ortsfremde, kümmert sich um Bess und versteht sie halbwegs.

Sie lernt Jan, der auf einer Ölbohrinsel vor der Küste arbeitet, kennen und setzt mit Dodo durch, dass sie ihn heiraten darf. Bess bezaubert Jan durch ihre unschuldige Natürlichkeit, aber er muss zurück auf die Bohrinsel. Bess fleht Gott an, ihn zu ihr zurück zu schicken, Jan verunglückt schwer bei einem Unfall auf der Bohrinsel, kommt also zu ihr zurück, allerdings vom Hals ab gelähmt.

Jan redet Bess ein, sie solle ausgehen und Sex mit anderen Männern haben, denn das sei als würden sie beide Sex haben. Bess denkt, sie könne dadurch Jan heilen und bietet sich einem Arzt an, vor dem sie sich einfach nackt präsentiert. Sie sucht weiter, immer mit der Absicht Jan zu heilen, und schläft wahllos mit verschiedenen Männern. Sie handelt aus Liebe, die Dorfbewohner sehen ihr Verhalten als Prostitution und ihre Eltern verweigern ihr den Zutritt zu ihrem Elternhaus.

Jan wird nicht gesund, daher will sie ein noch größeres Opfer bringen. Vor der Küste ankert ein Schiff, dass selbst berufsmäßige Huren meiden. Schnell wird klar, warum, denn an Bord befinden sich Sadisten, die sie missbrauchen. Ihr gelingt die Flucht. Jan geht es nicht besser. Am nächsten Tag lässt sie sich erneut auf das Schiff bringen und wird schwer verletzt und stirbt. Natürlich darf sie nicht kirchlich bestattet werden, ohne verflucht zu werden. Dodo setzt sich über alle Regeln hinweg, geht zu Bess´Beerdigung, schreit den Männern ihren Unmut entgegen und sieht, dass aus dem Sarg Sand rieselt. Jan, der plötzlich auf Krücken gehen kann, beerdigt mit zwei seiner Kollegen Bess auf See.

Ein Film, der manchmal sentimental und kitschig ist, aber auch dramatisch und erschreckend. Eine Handkamera macht aus dem Film eine Reportage. Traumhafte Landschaft und Bildmanipulationen, die man verschieden interpretieren kann. Wie ein Wellenbrecher bahnt eine Frau ihrer bedingungslosen Liebe einen Weg, der mit ihrem Opfergang endet. Lars von Trier at its best. Insgesamt sehr intensiv spielende Schauspieler und eine Hauptdarstellerin, die verblüfft. In einer Nebenrolle ein - wie fast immer - großartiger Udo Kier.

Ein Film, in dem sich jeder sein eigenes Bild machen kann ... denken erlaubt!

wortfeilchen

Donnerstag, 25. Januar 2007

Franzbrötchen!

Hamburg hat nicht wirklich einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ich vermisse lediglich drei Dinge: den endlos scheinenden Elbstrand zwischen Blankenese über Rissen nach Wedel, Wedel (nicht mehr HH, aber immer mehr als einen Besuch wert, denn Wedel ist einfach schön!) und Franzbrötchen.

Meine erste Begegnung mit diesem Gebäck war von Skepsis geprägt. Ein Besuch beim Bäcker in Hamburg (oder auch andere Einkäufe) stellt einen, an sich sehr aufgeschlossenen, Menschen aus dem Ruhrgebiet vor ganz neue Herausforderungen. Nicht nur, dass ich immer den Eindruck haben werde, dass Verkäufer/-innen in Hamburg generell unfreundlich sind, sondern die Sprache brachte ungeahnte Schwierigkeiten mit sich. Hier im Revier gibt es normale (spitze Brötchen mit einem Schlitz) und runde Brötchen, in Hamburg an sich fast nur Kaiserbrötchen, was den runden zu Hause entspricht. Ein Plunderteilchen nennt der Hamburger Kopenhagener. Ich war verwirrt. Und da lag dann ein knubbeliges Etwas in der Auslage. Franzbrötchen. Ein Franzbrötchen war mir völlig unbekannt, aber ich esse oder probiere immer, was es an lokalen Spezialitäten gibt. Also ein Franzbrötchen. Oh wie lecker! Knusprig außen, aber weich innen. Zimtig-süß, aber nicht zu süß und saftig auch noch. Es gibt weitere Variationen mit Schokoüberzug oder Rosinen, aber mit Zimtfüllung sind sie eine Offenbarung. Leider gibt es auch in Hamburg mittlerweile industriell hergestelle Franzbrötchen, die keinen Cent wert sind. Ich behaupte, einen guten Bäcker erkennt man an seinen Franzbrötchen.

Aber außerhalb von Hamburg gibt es die Dinger nicht! Was nun? Heute war es soweit. Ein Rezept war gefunden und wurde getestet. Und es ist gelungen und lecker. Hier http://www.franzbroetchen.de/ gibt es eine komplette Seite über die leckeren Teile und Rezepte gleich dazu. Es lohnt sich!

wortfeilchen, weiterhin erkältet, aber mit Franzbrötchen gesegnet...

Montag, 22. Januar 2007

Es ...

... kribbelt und kratzt in mir und ich verbringe sehr viel Zeit im Bett. Nein, ich bin nicht verliebt, ich bin schlicht erkältet und niese wie ein Weltmeister. Dazu kommen leichte Ohrenschmerzen- meine Nebenhöhlen feiern Karneval!

Da ich die chemische Keule, sprich Antibiotika, nicht wirklich mag und nur im dringensten Fall nutze, ergehe ich mich in ritualisierten Handlungen: inhalieren mit Kamille (beruhigend), Teebaumöl (desinfizierend) und einem Teelöffel voll Salz (lösend); kuscheln mit der Rotlichtlampe (danach alles bunt sehen) und Salzwasser durch die Nase ziehen (besonders effektiv, aber bisschen eklig).

Weitere Tipps oder Hausmittel nehme ich gerne entgegen! Bis dahin bleibe ich bei "Hatschi!"

wortfeilchen

Donnerstag, 18. Januar 2007

Lass´ Dich überraschen!

Ansonsten bin ich ja nicht wirklich durch Werbung zu manipulieren, aber gestern sah ich sie im Supermarkt. Mißtrauisch umschlich ich das Regal, beäugte die Geschmacksrichtungen, Farben und den Preis. "Sei´s drum!", sagte ich mir und packte von jeder Sorte eine Flasche ein.

Zu Hause in den Kühlschrank gelegt und dann abends doch mal vorsichtig eine Flasche geöffnet: Es machte "Ziiisch" und ich nahm beherzt einen Schluck. Was soll ich sagen? Es ist lecker! Einfach nur lecker! Erfrischend, nicht so hypersüß, keine Farbstoffe, keine Geschmacksverstärker, hat noch eine gute Portion Calcium und Magnesium dabei und ist einfach nur gut! Geiles Zeug!

Und nun bin ich in der misslichen Lage doch Werbung machen zu müssen und allen Menschen, die ich kenne auf die Nerven gehen zu müssen, weil: Ihr müsst es probieren!

Bionade ( http://www.bionade.de)

wortfeilchen

PS: Englische, schottische und vor allem dänische Limonaden in strahlenden Farben sind weiterhin, trotz Chemie, einfach toll!

Montag, 15. Januar 2007

Wo und wie? Als!

Bochum, ich komm aus Dir - und ich liebe es hier! Ich bin an sich ein ruhiger, toleranter Mensch, aber manchmal krallen sich meine Fingernägel unmerklich in alles, was sie antreffen.

Letztens im Café um die Ecke: Ich rühre gedankenverloren, oder Gedanken verloren, in meinem Tee, schaue aus dem Fenster auf den fast schon melodisch fallenden Regen, seufze beinahe schon vor Wohlgefallen als ein Satz mein Ohr berührt: "Weisse doch! Letztes Jahr, wo wir auf Mallorca waren. Da sah der Friedhelm abba jünga aus wie getz´!" Bumm! Mein Blick richtet sich starr geradeaus, meine Nackenhaare stellen sich steil auf, meine Fingernägel versuchen sich vergeblich in die Tischplatte zu bohren und ich spüre, wie ich gerade noch ein Wort, dass sich laut schreiend den Weg aus meinem Mund zu bahnen versucht, unterdrücken kann: Als!

Gut, wir hier im Revier sagen, südlich von Köln beginne das Ausland und bezogen auf Verwechselungen von "wo" mit "als" oder "wie", mag das auch durchaus stimmen, denn der Süden übertrifft uns da um Längen! Hinter der Benrather Linie tobt das Elend und mit größter Selbstverständlichkeit wird statt "als" einfach "wo" oder "wie" genutzt! Besonders prickelnd finde ich die Komposition "als wie", daher hier eine kleine Richtlinie und möge sie bitte bitte bitte nicht auf taube Ohren stoßen!

Wie benutzt man, wenn man etwas miteinander vergleicht, was gleichwertig ist! "Letztes Jahr sah Friedhelm genauso alt aus wie heute!"

Als kommt ins Spiel, wenn man etwas miteinander vergleicht, was ungleich ist!

Der Satz vom Nebentisch hätte also lauten müssen: "Weißt Du doch! Letztes Jahr, als wir auf Mallorca waren, da sah der Friedhelm aber jünger aus als jetzt!"

Danke für die Aufmerksamkeit!

wortfeilchen

Freitag, 12. Januar 2007

Will ich mit Dir gehen?

Kontakte knüpfen ist essenziell um ein Unternehmen zum Laufen zu bringen und an selbigem zu halten.

Früher war es ein hartes Geschäft: Telefonbücher wurden gewälzt, Tageszeitungen verschmierten mit Druckerschwärze die Finger, endlose Telefonate folgten, Messen und sonstige Veranstaltungen wurden besucht und vieles mehr wurde unternommen.

Klar, das alles gehört auch heute noch zum Handwerk, genau wie Klappern, aber dank Internet ist heute alles breiter gefächert und einfacher! Openbc bzw. Xing sei dazu genannt - eine riesige Spielwiese an Möglichkeiten!

Geblieben ist, dass man weiterhin Arbeit, Zeit und Mühe investieren muss oder sollte, denn es reicht nicht, eine Person als Kontakt hinzu zu fügen. Kontakte muss man pflegen. Beziehungen jeder Art kommen erst durch Kommunikation zu Stande.

Ich habe mir meine Gedanken zu dem Thema gemacht und festgestellt, dass man, neben Interesse, über eine gewisse Empathie verfügen sollte; denn nur, wer sich in andere Menschen versetzen kann und die Bedürfnisse seines Gesprächspartners zumindest halbwegs versteht, kann erfolgreich Kontakte knüpfen.

Die Typen von Menschen, die einem dabei über den Weg laufen, kann man grob kategorisieren:

1. Der Rebell bzw. die Rebellin:
Er macht "auf dicke Hose", wobei nicht immer etwas dahinter steckt. Er ist laut, hat zu jedem Thema eine Meinung und tut diese auch ungeniert und ohne Rücksicht kund. Er steckt voller Überraschungen, ist spontan, locker flockig, fällt aus der Norm (dies meist auch äußerlich) und sprudelt vor Energie und Ideen nur so über. Er urteilt meist schnell - man wird gehasst oder geliebt. Mittelmaß gibt es nicht! Ein schwieriger Partner, seine Aufmerksamkeit bekommt man mit einem Scherz oder einer Provokation schnell, aber ebenso schnell ist diese wieder verflogen. Er ist so unberechenbar, dass man nie weiß, welche Reaktion folgen wird. Er verliert sich in großen Dingen und den unendlichen Weiten des Universums, vergisst dabei aber schon einmal, dass es noch andere Menschen auf der Welt gibt, die eventuell auch etwas können und seine Zahlungsmoral ist auch nicht immer vorbildlich, denn Details gehen schon einmal verloren.

2. Der Ruhige bzw. die Besonnene:
Ein Charakter, der Kompetenz, Gewissenhaftigkeit und Qualität schätzt, selbst bietet und will. Manchmal neigt er zu übertriebener Perfektion, zeigt aber selten mehr als geschäftliches Interesse an seinem Gegenüber oder Humor. Er ist wunderbar strukturiert und organisiert, dafür aber weder locker noch spontan. Man sollte sachlich und zielstrebig vorgehen und vor allem seine fachliche Versiertheit anerkennen. Er sagt nichts, wenn er nichts zu sagen hat! Auch wenn er ein wenig langweilig erscheint, so hat alles Hand und Fuß und mit einer problemlosen Zusammenarbeit ist zu rechnen, da Gefühlsausbrüche und Zahlungsunwilligkeit nicht zu befürchten sind.

3. Der Unsichere bzw. die Schwankende:
Er ist relativ still und vorsichtig, äußert sich mit Bedacht, ist aufmerksam und harmoniebedürftig. Entscheidungen sind nicht sein Ding (er wägt sehr lange ab) und kann nur sehr schwer "nein" sagen, geschweige denn Grenzen setzen. Dem Unsicheren sollte man ein wenig Sicherheit und Anerkennung geben und schon hat man einen Partner, der einfach Spaß macht. Unterschätzen sollte man ihn aber nicht, denn wird er vernachlässigt, kann er ungemütlich und launisch reagieren und einem das Leben bzw. das Geschäft schwer machen!

Wer bin ich? Hm, ich denke, ich bin ein Mischtyp und passe in kein Raster!

wortfeilchen

Mittwoch, 10. Januar 2007

Wo bist Du?

Wo sind die ganzen Menschen über 30, die mal tanzen und Spaß haben möchten?

Ich bin 36 Jahre alt und ich fühle mich, bis auf irrelevante Kleinigkeiten (ein Thema für ein kommendes Blog), fantastisch! Ich wohne in Bochum und wir sind gesegnet mit einer wunderbaren Kneipenmeile, dem "Bermudadreieck", und Diskotheken für jeden Geschmack, dachte ich jedenfalls!

Meine liebe Freundin S. und ich dachten uns, klar, gehen wir mal ein wenig Spaß haben, trinken ein paar Bier und tanzen! Eben, wie das sonst immer problemlos lief. Wir zockelten los und wollten ins "Riff", ein sehr netter Laden mit genialer Aufteilung und zentral gelegen auch noch. Wir waren hoch motiviert und auch der Gedanke, dass wir die letzten 4-5 Jahre nicht mehr dort waren und sich ja was geändert haben könnte, konnte die Stimmung nicht senken. Dumm gelaufen!

Ich mag nicht zu "Ab in den Süden" tanzen und Charts-Techno-Gesumms von vor 10 Jahren hat mich noch nie zum Tanzen animiert. Ich finde es auch nicht wirklich lustig von 20-25jährigen ernsthaft angegraben zu werden - da kommen bei mir meist eher die Mutterinstinkte durch oder ich fühle mich wie die große Schwester als Begleitschutz.

Aber so richtig irritiert haben uns andere Dinge! Wie kommt man auf die Idee als Mann mit einer beigen Bundfaltenhose und einem gebügelten Hemd, wahlweise in pink, rosa oder weiß, ins "Riff" zu gehen und wer lässt die Jungs rein? Es gab nämlich nicht nur einen von der Sorte... Der Tanzstil war auch eher gewöhnungsbedürftig, wenn man bei minimalistischen Teilbewegungen vereinzelter Körperteile, hier ein Fuß, da ein Finger, denn von tanzen reden mag.

Wo seid Ihr denn? Habt Ihr alle Kinder und kuschelt zu Hause? Treffe ich Euch nur auf Ü30-Partys? Oder weint Ihr in Euer Bier?

Hiermit rufe ich ALLE über 30, die früher die "Zeche", das "Zwischenfall", "Boogaloo" und das "Riff" liebten, auf: Kommt aus Euren Löchern und lasst uns Spaaaaaaaß haben! Ihr könnt es! Ihr wollt es! Tut es! Ich komm´ mit!

wortfeilchen

Sonntag, 7. Januar 2007

Entschuldigung, da fehlt was!

Es begab sich, dass ich in Hamburg lebte und die Einwohner des Tors zur Welt (ein Widerspruch in sich, denn der Schlüssel ist weg!) bemühten sich stetig mir zu erläutern wie schlecht wir hier unten (sie sprechen vom Ruhrpott als Norditalien) deutsch sprächen, während der Norddeutsche allein dessen mächtig sei. Ich war höflich, nickte lächelnd und übersah großzügig solch´ diskriminierend anmutende Äußerungen - und hörte zu!

Lange muss man nicht warten bis man den ein oder anderen Eingeborenen darauf hinweisen kann, dass dieses oder jenes aber so gar nicht im Sinne von Duden, geschweige denn korrekt ist.
"Erinnerst Du?" oder "Ich erinnere ..." hört man sehr häufig. Zuerst dachte ich, nun ja, ein sparsames Volk, die verschwenden keine Worte, aber ich begriff schnell, dass man in diesem Zusammenhang einfach gerne etwas unterschlägt, weil man es nicht besser weiß!

Daher eine kleine Hilfe für alle Norddeutschen und speziell für einige neurotische Hamburger:

  • Ich erinnere mich
  • Du erinnerst dich
  • Er/Sie/Es erinnert sich
  • Wir erinnern uns
  • Ihr erinnert euch
  • Sie erinnern sich

Keine Sorge, der Ruhrpott hat auch so seine sprachlichen Schwachstellen, allerdings bestehen wir auch gar nicht auf unserer Vorreiterrolle! Der Hamburger gibt sich gerne britisch und betont seine Einzigartigkeit als Elite der Deutschen, was mich immer wieder zu ausgiebigem Kichern verleitet!

Nebenbei erwähnen möchte ich allerdings, dass der echte Hamburger, der es nicht nötig hat sich zu profilieren, neben seiner latenten Arroganz, auch ein warmes Herz hat.

wortfeilchen

Freitag, 5. Januar 2007

So ein Firlefanz!

Ich liebe Sprachen und zwar alle, besonders aber Etymologie hat es mir angetan. Immer wieder laufen mir besonders hübsche Worte über den Weg, die ich dann auseinander nehme, forsche, woher sie kommen und wie sich ihre Bedeutung im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Eine liebe Freundin meint, ich fröne der "geistigen Masturbation".

Bieder ist ein prächtiges Beispiel: ein altes und auch deutsches Adjektiv, im Mittelhochdeutschen u.a. als "biderbe" bekannt. Die Bedeutung: angesehen, tüchtig, tapfer, klug, edel, rechtschaffen und redlich. König Artus wurde als bieder bezeichnet; also war es, im Gegensatz zu heute, durchaus erstrebenswert bieder zu sein! So kann´s kommen!

Heute liebe ich das Wort Firlefanz (= unnötiger Kram, Tand oder Schnickschnack), frage mich aber, woher es kommt und was es eigentlich bedeutet? Der Begriff kommt ursprünglich von dem altfranzösischen "vivrelai/virlei" und bedeutet wahrscheinlich Ringellied. Im Mittelalter machte das Mittelhochdeutsche daraus "fírli fanz", was einen lustigen Springtanz bezeichnete, ergo ist unser Firlefanz aller Wahrscheinlichkeit nach der unnötige Tanz zu einem Lied.

Dazu ein Link: http://www.etymologie.info/~e/d_/de-mittel.html

wortfeilchen

PS: Paul, ich gratuliere Dir zu Deinem 38. Geburtstag!

Donnerstag, 4. Januar 2007

Ja, nee, is´klar!

Warum meint eigentlich die Hälfte der Menschheit, sie könne ganz toll deutsch, Texte selbst schreiben und natürlich auch korrigieren? Pah, ist doch sowas von einfach!

Man hat ja in der Schule immer ganz tolle Aufsätze geschrieben, postet in diversen Foren und gelobt wurde man auch immer (von Mama, Tante, Oma & Opa, Freund, etc.)

Man hat ja die gängige Software, die korrigiert ganz prima sämtliche Rechtschreib- und Grammatikfragen und gut is´! Das diese ständig aktualisiert werden muss, was kaum jemand macht, und selbst dann nur grobe, formale Fehler erkennt, wenn überhaupt, bemerkt anscheinend kaum jemand.

Wir sind im Endeffekt halt das Land der Dichter und Denker - so zumindest kommt es mir manchmal vor. Da wird fröhlich die deutsche Sprache verbogen und neu erfunden und das alles mit der Aussage: Ich kann das!

Wenn ich dann aber Verbesserungsvorschläge inhaltlicher, grammatikalischer oder stilistischer Art präsentiere, sind die Reaktionen unterschiedlich: Die Masse akzeptiert erfreut und interessiert, Außenseiter wollen Belege (vorzugsweise mit Duden oder Wahrig in der Hand), Westentaschenrevoluzzer wollen streiten und andere meinen, es sei ihnen egal, sie schreiben sowieso wie sie wollen.

Eine Stilblüte, die zu ewigen Diskussionen führte, und die ich im Nachhinein besonders gelungen finde, handelt von einer semi-medizinischen Abhandlung über den Fuß, die vorhandenen Knochen, den Aufbau und so weiter. Die Vorschläge der Überschrift lauteten: Die Fußausstattung. Die Fußausrüstung. Das Fußgerüst. Ich muss dazu sagen, ich half einer lieben Freundin bei ihrer Diplomarbeit und bemühte mich redlich und geduldig um Erklärungen wie: Ein Fuß hat keine Ausrüstung, er geht doch nicht wandern. Ein Fuß ist kein Auto, er hat keine Ausstattung mit Extras! - Stunden später kamen wir dann zu einer Lösung: Der Aufbau des Fußes! Geht doch, danke!

Nein, auch ich habe die Weisheit nicht mit riesigen Löffeln gefressen, aber zumindest habe ich eine solide Grundlage, die ich kontinuierlich ausbaue. Ich habe auch Erfahrungen in verschiedenen Bereichen, was meist ziemlich nützlich ist!

Ich danke Bastian Sick aus tiefstem Herzen für sämtliche Ergüsse!

Ich komme auch nicht auf die Idee einen Teilchenbeschleuniger zu bauen, ich halte es da ganz radikal mit Dieter Nuhr: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!

wortfeilchen

Dienstag, 2. Januar 2007

Manchmal...

...ja, manchmal, in kleinen, schwachen Momenten wäre ich gerne ein Mann. Es hätte so viele Vorteile. Ich könnte besser Auto fahren. Ich bräuchte nicht dauernd Schuhe kaufen. Sex wäre so viel unkomplizierter. Niemand würde mich blöd anschauen, wenn ich rülpse oder furze. Meine Telefonrechnung wäre klein, denn Gespräche würden ein paar Sekunden dauern und aus ja, nein und hm bestehen, während ich mit den Fingern in meinen Zähnen nach den Resten des letzten Essens suche. Ich könnte Ewigkeiten damit verbringen Sitzungen auf dem Klo abzuhalten. Es wäre egal, welche Figur ich habe, weil ein Kerl ist immer ein Kerl. Emotionen hätte ich auch nur in begrenzter Zahl und Empathie wäre für mich eine unbekannte Umschreibung eines Kosmetikprodukts.

Aber spätestens, wenn es um mein Gemächt ginge, käme ich in ernsthafte Schwierigkeiten. Außer, dass ich wahrscheinlich die erste Zeit fasziniert dauernd mit mir selbst spielen würde, wüsste ich nicht, wie ich mit dem Teil umgehen soll, denn Männer haben da ihre eigene Art und Weise. Ich habe das mal beobachtet. Im Restaurant vermeiden manche Frauen konsequent mit Blick zu den Waschräumen zu sitzen oder im Büro überhaupt zufällig in Richtung der Herrenlatrine zu blinzeln, denn sonst würden sie mal wieder unfreiwillige Zeugin eines mal mehr, mal weniger demonstrativen Rituals zu werden: der männliche Griff in den Schritt.

Frau fragt sich, was und wieso macht er da bloß? Und warum macht er es nicht auf der anderen Seite der Tür, bevor er zurück ins öffentliche Leben tritt? Manche vermuten, dass Mann sich erst einmal vergewissern muss, dass er seinen Juniorpartner nicht aus Versehen am Ort des Geschehens zurück gelassen hat. Wäre ja schrecklich und passiert dauernd! Man weiß ja nie, vielleicht kann er da unten unterwegs irgendwie abhauen...

Bissige Beobachterinnen des männlichen Suchspiels befürchten, dass er sich damit schnell noch überzeugt, wirklich ein Mann zu sein, und hofft, dass auch alle sehen, dass er ein ganzer Kerl ist und somit durch einen Griff sein Prachtstück präsentiert. Wahre Zynikerinnen sind davon überzeugt, dass er mit dem Griff seinen Mut zusammen nimmt und in Positur bringt, quasi als Schutzschild, vor allem, wenn Gespräche mit der Gefährtin oder der Chefin anstehen. Andere Frauen wurden von ihren Lebenspartnern in Kenntnis gesetzt, dass ihr Bester samt Anhang erst mal sortiert werden muss, damit nichts kneift.

Ja, das mag schon sein, aber geht das nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit?! Und unter uns gesagt, so viel ist da meist nicht zu sortieren, jedenfalls nicht genug um damit Ewigkeiten zu verbringen. Fakt ist, dass ich es Männern durchaus gönne, ihre Organe zu disziplinieren, ich hätte sicher auch Probleme mich an ein Gehänge zu gewöhnen. Aber an sich könnten die Herren sich selbst auch mal zur Ordnung rufen und diskret herrichten, denn nur Angeber prahlen. Wer wirklich was in der Hose hat, beweist das bei wichtigen Gelegenheiten..

Vielleicht sollte ich auch einfach mal, kaum dem stillen Örtchen entschlüpft, in meinen BH greifen und sortieren, möglicherweise bringt es Spaß!

wortfeilchen