Samstag, 27. Januar 2007

Lieblingsfilme: Breaking the waves

Wer krank ist, hat die Gelegenheit viel im Bett zu liegen und Filme zu sehen. Ich kramte "Breaking the waves" von Lars von Trier raus und wurde erneut belohnt.

Schottland in den 70ern. Protagonistin ist Bess, eine naiv anmutende, junge Frau, die in einem kleinen, malerischen Küstendorf lebt. Ein frischer Lichtblick in der Dorfgemeinschaft (alle sehr düster und schlicht gekleidet), die von einem puritanischen Ältestenrat, der nur aus Männern besteht, rigoros regiert wird. Frauen dürfen selbst an Beerdigungen nicht teilnehmen. Bess ist tief religös und spricht regelmäßig und sehr inbrünstig mit Gott. Sie freut sich, sie trauert, sie ist einfach erfrischend und authentisch.

Ihr Bruder stirbt und lediglich Bess trauert so sehr, dass sie ins nächste Krankenhaus zum Psychiater geschickt wird. Gefühlsäußerungen sind für die Bewohner merkwürdig und böse. Lediglich die Witwe ihres Bruder, Dodo, eine Ortsfremde, kümmert sich um Bess und versteht sie halbwegs.

Sie lernt Jan, der auf einer Ölbohrinsel vor der Küste arbeitet, kennen und setzt mit Dodo durch, dass sie ihn heiraten darf. Bess bezaubert Jan durch ihre unschuldige Natürlichkeit, aber er muss zurück auf die Bohrinsel. Bess fleht Gott an, ihn zu ihr zurück zu schicken, Jan verunglückt schwer bei einem Unfall auf der Bohrinsel, kommt also zu ihr zurück, allerdings vom Hals ab gelähmt.

Jan redet Bess ein, sie solle ausgehen und Sex mit anderen Männern haben, denn das sei als würden sie beide Sex haben. Bess denkt, sie könne dadurch Jan heilen und bietet sich einem Arzt an, vor dem sie sich einfach nackt präsentiert. Sie sucht weiter, immer mit der Absicht Jan zu heilen, und schläft wahllos mit verschiedenen Männern. Sie handelt aus Liebe, die Dorfbewohner sehen ihr Verhalten als Prostitution und ihre Eltern verweigern ihr den Zutritt zu ihrem Elternhaus.

Jan wird nicht gesund, daher will sie ein noch größeres Opfer bringen. Vor der Küste ankert ein Schiff, dass selbst berufsmäßige Huren meiden. Schnell wird klar, warum, denn an Bord befinden sich Sadisten, die sie missbrauchen. Ihr gelingt die Flucht. Jan geht es nicht besser. Am nächsten Tag lässt sie sich erneut auf das Schiff bringen und wird schwer verletzt und stirbt. Natürlich darf sie nicht kirchlich bestattet werden, ohne verflucht zu werden. Dodo setzt sich über alle Regeln hinweg, geht zu Bess´Beerdigung, schreit den Männern ihren Unmut entgegen und sieht, dass aus dem Sarg Sand rieselt. Jan, der plötzlich auf Krücken gehen kann, beerdigt mit zwei seiner Kollegen Bess auf See.

Ein Film, der manchmal sentimental und kitschig ist, aber auch dramatisch und erschreckend. Eine Handkamera macht aus dem Film eine Reportage. Traumhafte Landschaft und Bildmanipulationen, die man verschieden interpretieren kann. Wie ein Wellenbrecher bahnt eine Frau ihrer bedingungslosen Liebe einen Weg, der mit ihrem Opfergang endet. Lars von Trier at its best. Insgesamt sehr intensiv spielende Schauspieler und eine Hauptdarstellerin, die verblüfft. In einer Nebenrolle ein - wie fast immer - großartiger Udo Kier.

Ein Film, in dem sich jeder sein eigenes Bild machen kann ... denken erlaubt!

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