Ich bin in der Nähe des Bochumer Stadtparks aufgewachsen. Dort kenne ich jeden Baum, jeden Strauch, jede Abkürzung und jede Eis-Quelle. Ohne eine Straße überqueren zu müssen - was für meine Eltern sehr wichtig war - erreichte ich eine der weltbesten Eisdielen, das Gondola. Ich hatte das Glück, mit der Tochter des Hauses befreundet zu sein und kam so manches Mal in den Genuss einer kostenlosen Kugel Eis. Damals fiel meine Wahl meistens auf Erdbeere oder Vanille.
Aber manchmal überquerten wir zum Entsetzen ihres Vaters, dem stolzen Eismann, einfach den Schulhof des Goethe-Gymnasiums, sprangen über einen Zaun und standen vor unserer Bude. Dort erwartete uns bereits Konny, ein gemütlicher, uns damals uralt erscheinender Mann und seines Zeichens Inhaber der Bude. Geduldig war er, schließlich mussten wir hier für unser Eis bezahlen. Unser Taschengeld war knapp bemessen und das Studium des Langnese-Eiskarte erforderte darum genaues Überlegen.
Praktischerweise habe ich bei electrobeans eine Eiskarte aus dem Jahre 1980 gefunden, was hilft, mein damaliges Dilemma anschaulich zu machen:
An Zonga und Snobby kann ich mich gar nicht erinnern, ich konzentrierte mich stets auf Dolomiti und Brauner Bär. Dolomiti habe ich sicher auch meine bestehende Schwäche für grünen Wackelpudding zu verdanken, während mich Brauner Bär nicht nur durch seine Schokoladenummantelung, sondern besonders durch seinen Karamellkern beeindruckte. Kerr, war dat lecker!
Und heute anne Bude? Gibt's nicht mehr. Kein Dolomiti, kein Brauner Bär - und dafür bin ich gerade extra die Treppe runter und über die Straße anne Bude. Brauner Bär gibt es, schmeckt aber ganz anders und dazu noch viel weniger und ganz anderes Karamell! Pöh!
wortfeilchen
PS. Vielen Dank für die Inspiration @verlassener.