Da ist es, mein Führerscheinfoto. Knapp 22 Jahre alt und ich muss gestehen, ich habe es immer noch nicht gelernt, auf Passfotos nicht einen Blick wie ein Reh kurz vorm Abschuss zu haben.
Wobei mein Führerscheinfoto natürlich eine Geschichte hat. Es wurde nämlich an einem Samstag aufgenommen. Nein, das ist noch nicht die Geschichte. Ich wohnte damals am Ende von Bochum, fast schon Dortmund, nämlich in Langendreer und der Freitagabend gehörte natürlich dem Partymachen in der City. Aber am Samstagmorgen um 8 Uhr fand der Erste-Hilfe-Kurs statt - ein Dilemma. Also habe ich mit einer Freundin durchgemacht, an den Intershop erinnere ich mich noch, denn der war Pflicht. Pünktlich um 8 erschienen wir, nahmen mehr oder weniger nüchtern und wach am erforderlichen Kurs teil, ließen uns die Haare vom Motorradhelm zerdrücken und steuerten danach den Fotografen an. Kein Wunder, das Ergebnis.
Eigentlich zieht auch das Thema Führerscheinprüfung eine Geschichte mit sich. Damals Ende der 80er machte man in Horden seinen Führerschein; heißt die gesamte Jahrgangsstufe und sämtliche Freundinnen stürmten die Fahrschulen in Bochum. Ich war ehrgeizig und schaffte es tatsächlich die theoretische Prüfung mit Null Fehlern hinzulegen, was mich nicht sonderlich beunruhigte, schließlich hatte ich gelernt. Schlimmer war da schon die praktische Prüfung, denn fast alle in meinem Umfeld hatten diese vor mir absolviert - und fielen durch.
Dann kam meine Praxixprüfung. Damals traf man sich in Bochum am Eistreff und wartete dort auf seine Prüfung. So auch ich. Pünktlich fand ich mich am betreffenden Tag furchtbar nervös und für meinen Geschmack viel zu früh am Eistreff ein und wartete. Und wartete. Und wartete weiter. Um 8 Uhr saß ich im dortigen Restaurant. Gelangweilt und schrecklich unruhig, weil ja alle anderen beim ersten Versuch durchgefallen waren. Um 10 Uhr kam mein Fahrlehrer, tröstete mich und bestellte mir ein Bier. Um 11 Uhr ebenso und dann noch einmal um 12 Uhr. Irgendwann nach 13 Uhr war ich dann endlich dran. Ich stieg ins bekannte Fahrschulauto und zwar hinten, neben den Prüfer, was nicht so gut war, denn noch heute wird mir sehr schnell übel, wenn ich im Auto hinten sitze. Die junge Frau, die vor mir dran war, fuhr auch nicht besonders und ich dachte, ich sterbe, außerdem drückte meine Blase vom vielen Bier. Dennoch lächelte ich verzweifelt den Fahrprüfer neben mir an und hoffte inbrünstig, er würde meine Fahne nicht riechen.
Das Drama nahm seinen Lauf, die Frau fiel durch. Gnadenlos. Und begleitet von einem strengen Blick des Prüfers. Kein gutes Omen! Dann kam ich an die Reihe. Ich nahm Platz, stellte mir mit zitternden Händen alles ein, was man so einstellen kann und fuhr los. Problemlos und sehr ruhig. Es lief und ich freute mich sehr. Dann sagte der Prüfer, ich solle zum Abschluss auf die Autobahn fahren. Schweißausbruch! Sogar mein Fahrlehrer auf dem Beifahrersitz neben mir zuckte ein wenig. Er kannte meinen defensiven Fahrstil nur allzu gut. Auch heute warte ich lieber eine Minute länger und lasse anderen, die es eilig haben, den Vorzug.
Also auf die Autobahn. Bereits auf dem Zubringer merkte ich, wie meine Fahrlehrer Gas gab - und zwar ordentlich, er schubste mich quasi und ich gehorchte und fuhr vorbildlich und angemessen schnell auf die Autobahn. Zurück am Eistreff parkte ich völlig fertig den Fahrschulwagen, stieg aus und hinten wieder ein, neben den Prüfer. Der hielt mir mit feierlicher Miene die Hand hin und gratulierte mir zum Erwerb meines Führerscheins. Und was mache ich? Richtig, hemmungslos und überwältigt von purer Freude falle ich ihm um den Hals und knutsche ihn rechts und links. Immerhin bekam ich den Führerschein dennoch ausgehändigt und er lächelte sogar.
Und weil das hier ein Stöckchen ist, möchte ich gerne die Führerscheinfotos von Klaus, Heike, Elke und natürlich Tina sehen.