Der Mond strahlte bereits durch das wolkendurchzogene Himmelszelt, als sich das Wortfeilchen aufmachte um zu lernen, denn es ist der Ansicht nie genug zu können und möchte Fehler tunlichst vermeiden (Gruß nach Rostock).
Schriftlich in schimmernden Lettern angekündigt und versprochen ward die magische, wahrscheinlich vor Erhabenheit leuchtende Experten-Super-Zauberin der Texte. Das Wortfeilchen ward unschlüssig ob des angekündigten Zaubers, begab sich aber dennoch zur vereinbarten Zeit an den Ort der atemberaubenden Magie - ein Glaspalast, der eher an einen Seniorentreff erinnerte (auch wegen der vorherrschenden Temperatur).
Die Zauber-Expertin erschien ohne Zusatzeffekte - keine Blitze, nicht einmal eine klitzekleine Rauchschwade kündete vom ihrem Eintreffen: Eine schlichte Frau um die 50 erschien auf ihren eigenen Füßen in unserer Mitte, wobei sich das Wortfeilchen schon darauf gefreut hatte endlich das effektvolle Schweben zu erlernen.
Sie erhob die Stimme und ihre Sprache - und ihre Witze - überzeugten nicht wirklich, während die Inhalte einigermaßen plausibel, wenn auch nicht neu oder unbekannt, waren und kratzte unbeeindruckt an der Oberfläche der Materie.
Irgendwann erklomm sie den Punkt, an dem es um Rechtschreibung und Korrekturlesen ging und das Wortfeilchen dachte zuerst, ihre Ohren würden sie im Stich lassen, denn die selbsternannte Magierin ward der Meinung, dass man Texte immer gegenlesen lassen muss um Rechtschreibfehler zu vermeiden. Jaja, bis dahin klingelten dem Wortfeilchen noch nicht die Ohren, aber als die so genannte Expertin anhub zu verkünden, dass ja eine Tochter oder ein Sohn oder wer gerade verfügbar ist dafür bestens geeignet sei, ging ein Schütteln durch des Wortfeilchens Körper.
Aber die so gar nicht zaubernde Expertin redete unverdrossen (und erschreckend naiv) weiter und pries die Vorteile des Rechtschreibkorrekturprogrammes, welches Teil eines uns allen bekannten Textverarbeitungsprogrammes auf dem heimischen PC ist. Dies ist anscheinend der Zauberstab der Möchtegernmagierin, denn nachdem sie uns ihren Flyer huldvoll übergab, überkam das Wortfeilchen schlussendlich doch das Grausen und sie ward nur noch in der Lage schweigend auf die Fülle der Rechtschreib- und Formatierungsfehler zu deuten und nach Luft zu schnappen.
Erinnert das Wortfeilchen frappierend an Rumpelstilzchen, aber erstaunlicherweise scheint sie Erfolg mit ihrem Tun zu haben - warum auch immer - und sie hat so gar keine Probleme damit ihre Defizite nicht zu erkennen. Im Gegenteil, das Wortfeilchen fragt sich, ob Rumpelstilzchen richtig klug oder einfach dumm und dreist ist.
wortfeilchen - am Ende ihrer Kraft & Geduld
PS: Wenn das Wortfeilchen dachte, es wäre vorbei mit dem Matryrium, so täuschte es sich gewaltig, denn die enttarnte Hexe schob unverdrossen und von sich selbst überzeugt per Mail glatt eine Zusammenfassung des abendlichen Vortrags hinterher und - wie nicht anders zu erwarten - schrie diese fast von allein, weil von falscher Rechtschreibung durchzogen und eine Formatierung auf Grundschuldniveau aufweisend.