Ich hatte gerade wieder den Fall und wurde von einer Agentur nach einem kostenlosen Probetext gefragt. Ohne Briefing, ohne weitere Angaben zu Vorgehen, Zeitrahmen oder Vergütung - auch auf meine Nachfrage wurde nicht geantwortet, dafür wurden mir doch bereits Vorgaben in dem einzigen Kontakt geschickt, den es vermutlich jemals gab und geben wird. Berufliches Interesse an mir? Nicht vorhanden. Referenzen anschauen? Zu mühsam.
|
Foto: pixabay |
Kostenloses Arbeiten ist eine heikle Sache. Ich habe ausreichend Referenzen, die meine Fähigkeiten zeigen, und ich möchte mich nicht wie ein Bittsteller fühlen. Echte Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Interesse und auf Augenhöhe.
Ja, grundsätzlich verstehe ich, dass mein Gegenüber wissen möchte, was von mir zu erwarten ist, die Sache mit der Katze im Sack, aber: Wir wollen doch nicht heiraten oder unser Leben gemeinsam verbringen – wir wollen zusammenarbeiten und etwas erreichen. Um zu wissen, ob Sie und ich ein gutes Team wären, können Sie mit mir reden und ich Ihnen problemlos Referenzen präsentieren. Geht es Ihnen um hochwertige Inhalte oder billige Preise? Oder geht es um Ihre Kunden und Ihre Produkte? Was sind Ihnen Ihre Kunden wert?
Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts lebte in Leipzig ein uns heute (und möglicherweise auch damals) vielleicht etwas merkwürdig anmutender Zeitgenosse, der Gottlieb Siegmund Corvinus hieß. Über sein Leben ist nicht allzu viel bekannt: Er studierte an der Universität Leipzig, wurde kaiserlicher Notar und Advokat, lehnte die Ernennung zum Hofpoeten am sächsischen Hof ab und starb.
Viel interessanter ist sein Werk, das der Schriftsteller unter dem Pseudonym Amaranthes veröffentlichte. Wir erinnern uns, Amarant, auch Amaranthus, das ist die hirseähnliche Pflanze, die auch Fuchsschwanz genannt wird und übersetzt unverwelkliche Blume heißt. Ein zum Werk passendes, vielleicht sogar humorvolles Pseudonym.
Anfangs veröffentlichte der Unverwelkliche Gedichte, die gerne wegen ihrer Anzüglichkeit konfisziert wurden, Romane und Erzählungen. Bekannt wurde er durch das Frauenzimmer-Lexicon, in dem er sich detailliert mit dem Leben der Frau beschäftigt. Oder was er für das Leben der Frau hält. Er war der Meinung, die Frau sei mit der lateinischen Terminologie der damals üblichen Lexika schlicht überfordert und gibt ihr viele Ratschläge und Tipps für alle Gelegenheiten - in deutscher Sprache.
Jeder von uns hat Schwächen, korrekte Rechtschreibung und Grammatik sind nicht jedem gegeben. Macht ja auch nichts, eigentlich – denn ein Text, der vor Fehlern nur so strotzt, macht keinen guten Eindruck.
Privat werden Sie sicher ein Auge zudrücken, aber beruflich? Im Geschäftsbereich? Nun, da sieht die Sache schon anders aus. Wem sprechen Sie Kompetenz zu? Wem vertrauen Sie? Na, eben, Fehlerfreiheit hilft beim berüchtigten ersten Eindruck oder anders: Wer richtig schreibt, der bleibt.
Ein Problemfall ist der Doppelpunkt. Die beiden unschuldigen, vielleicht zu unscheinbaren Punkte, die auch noch übereinanderstehen. Welchen Sinn mögen sie haben? Vom Nutzen ganz zu schweigen.
Vielleicht liegt es daran, dass der Doppelpunkt ausstirbt und immer seltener genutzt wird? Weil kaum noch jemand weiß, warum es ihn gibt.