Donnerstag, 28. August 2014

helvetismen: zustupf.

Anfangs bin ich darüber gestolpert. Dachte, es ist lediglich ein Tippfehler oder Umgangssprache. Ich gebe zu, ich habe auch gekichert - über das mir unbekannte Wort Zustupf. 

Fragt man Google und liest Schweizer Zeitungen, taucht er an vielen Stellen auf: Es gibt den Zustupf fürs Eigenheim, einen Zustupf für das Theater, für die Vereinskasse, er ist praktisch überall und erklärt sich mir lediglich über den Zusammenhang. 

Zeit zu forschen, was ein Zustupf eigentlich ist und woher er kommt:

Zustupf, die Bedeutung

Ein Zustupf ist männlicher Natur, es heißt also der Zustupf, der Plural lautet Zustüpfe, was wiederum sehr hübsch klingt. 

Der Zustupf hat zwei Bedeutungen: Beim Zustupf handelt es sich um eine (zusätzliche) Einnahme, kann also möglicherweise auch eine Spende sein, und um eine Unterstützung, einen Zuschuss, eine Beihilfe, sogar um eine Ausgleichszahlung, die finanziell oder materiell ausfallen kann, wobei der Zustupf, wie ich denke, oft staatliche Natur ist. 


Zustupf, die Herkunft

Im 5. bis 8. Jahrhundert trennten sich - vereinfacht - die niederdeutschen Sprachen von den hochdeutschen, eine Entwicklung, bei uns entstand Althochdeutsch. Ein Beispiel ist der Unterschied zwischen deutsch Apfel und englisch Apple. Die meisten Schweizer Dialekte haben diese 2. Lautverschiebung nicht mitgemacht, weshalb dort viele alte Worte und Wörter auch heute noch im aktiven Wortschatz vorkommen. 

Im Althoch- und Spätmittelhochdeutschen ist ein Stachel oder ein Stich ein Stupf oder ein kurzer Stoß und auch ein kleiner Stich, also eine kurzfristige, nicht andauernde Sache. Hierher kommt der Zustupf.

Auf dem mitteldeutschen Verb stupfen haben sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts übrigens heute noch absolut gebräuchliche Wörter wie stoßen und stupsen entwickelt. Die Stupsnase ist daher mit dem Zustupf verwandt.

Bleibt eine Frage: Existiert ein passendes Verb oder Adjektiv? Gibt es zustupfen oder eine zugestupfte Sache?

Sonntag, 17. August 2014

etymologisches: von kauderwelsch, walnuss, wallach und der schweiz.

Sie hat nichts mit einem Wal zu tun, auch wenn sie sich so schreibt. Auch mit einem Wall verbindet sie, außer vielleicht der Aussprache, nichts. Aber warum heißt die Walnuss eigentlich Walnuss? 

 

Etymologie der Walnuss

Die Echte Walnuss stammt aus südlicheren Breitengraden. Schließlich ist sie frostempfindlich und ihre Heimat liegt ursprünglich wahrscheinlich in Anatolien oder gar noch ein wenig weiter südlich, von wo sie sich im Mittelmeerraum verbreitete und über die umtriebigen Römer zu uns kam. Etwa im 18. Jahrhundert landete sie im Gepäck der Spanier in Amerika – und kalifornische Walnüsse auf unserem Weihnachtstisch.

Seit dem 18. Jahrhundert ist die Bezeichnung Walnuss im Hochdeutschen angesiedelt, wobei der erste Wortteil, das Wal- ziemlich alte Wurzeln hat. Wal- kommt von welsch, das sich im Althochdeutschen als wal(a)ahisc (= romanisch), im Mittelhochdeutschen als walhisch oder welsch finden lässt. Das englische Welsh bedeutet walisisch und das niederländische Waals wallonisch. Alle meinen die Kelten, die unter dem lateinischen Namen Volcae liefen; entsprechend dazu finden sich die passenden Substantive: althochdeutsch walah und mittelhochdeutsch walch.

Die Kelten gingen unter, bzw. vermischten sich mit eindringenden Völkern, geblieben ist die Bezeichnung welsch. Welsch bedeutet ursprünglich also keltisch, später steht es für romanisch, französisch und/oder italienisch. Und weil die Nuss aus Italien kam, hieß sie bei uns bis ins 18. Jahrhundert Welschnuss oder welsche Nuß, aus dem wir – die Herkunft immer noch im Hinterkopf – die Walnuss machten.

 

Schweizer Exkurs

In der Deutschschweiz werden französische Schweizer welsch genannt, die Walnuss aber Baumnuss. Eine Welsche ist also eine Schweizerin mit Französisch als Muttersprache, die Walnuss kommt vom Baum, was nicht falsch ist, aber den Ursprung nicht mehr hergibt.

Welsch bedeutet aber mehr, so steht es – als veraltet und abwertend geltend – für fremdländisch, woher auch kauderwelsch stammt, was für unverständliche, radebrechende, verworrene, fremde Worte und Wörter steht. Und hier haben wir eine echte Erfindung der Schweiz, denn kauderwelsch bezieht sich auf Rätoromanisch, das wohl recht schwer verständlich erschien.

Im Rheintaler Gebiet von Chur wird ein hochalemannischer Dialekt gesprochen, das Churerdeutsch. Der Ortsname lautet in Tirol Kauer, das wahrscheinlich vom mittellateinischen Verb kaudern stammt, was wiederum kollern, plappern und hausieren bedeutet. Kauderwelsch, in unserem Wortschatz selten geworden, bezeichnet ursprünglich Churromanisch und ist seit dem 18. Jahrhundert belegt. 

 

Verwandtschaft auf vier Beinen

Das Wort Wallach kennen wir seit dem späten 15. Jahrhundert. Es meint ursprünglich ein aus der Walachei stammendes kastriertes Pferd. Der Name der Landschaft, Walachei, und auch der der Einwohner, der Walachen, sind zwar slawische Wörter, die allerdings germanische Lehnwörter von welsch sind und von den Walachen nicht benutzt werden. 

Der Herbst naht, die Ernte der Welschnuss ebenfalls – freuen wir uns darauf. Im Wissen um die Herkunft von Namen und Nuss. 

PS. Dieser Artikel ist das Ergebnis eines Frühstücksgesprächs zwischen dem weltbesten Mann und mir. 

Donnerstag, 14. August 2014

fundstück: speien beim lesen.

 

Auswahlmöglichkeiten:

  1. Kein Kommentar.
  2. *krkrkrkrkrk*
  3. Oh, Gyros aus Pute! Pute?
  4. Gyros aus Putenfleisch, eine Spezialität? Oh.
  5. Assoziationen: speien und speiübel.
  6. Etymologie speien: mittelhochdeutsch spi(w)en, althochdeutsch spi(w)an, gotisch speiwan, verwandt mit lateinisch spuere, wo auch das Sputum (der Auswurf) und der Speichel herkommen, wurde im 17./18. Jahrhundert von spucken und Spucke abgelöst. 
  7. Man reiche mir ein Speibecken und bitte keine Speialität von der Pute.