Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher, ob mir mein
Mann ein Kompliment macht, mich doch beleidigt oder ich einen
Fauxpas begangen habe. Das liegt an seiner Sprache, er kennt nämlich
Wörter, deren Bedeutung mir auf den ersten Blick fremd ist.
Ich bin vif, sagt er. Ja, denke ich, assoziiere mit dem Französischen,
nicke zustimmend und verstehe, es ist Leben in mir, schließlich lebe ich
nachweislich.
Er meint es wortwörtlich, denn was für mich ungewohnt, französisch und auswärts
klingt, gehört in der Schweiz in den alltäglichen Sprachgebrauch. Er
meint das, was mein Papa Hummeln inne Fott, meine Mutter lebhaft und
Kunden erfrischend nennen. Ich bin also, wie man im Ruhrgebiet sagt, eine ganz Vife.
Der Duden kennt, im Gegensatz zu mir, vif auch:
Was ich vielleicht besser nicht sage: Das Wort vif ist in der Schweiz gebräuchlich und gilt als landschaftlich. Das bedeutet, vif ist eine sprachliche Eigentümlichkeit der Schweizer, betrifft die Sprechweise der Bewohner bestimmter Gebiete, gehört halt zur Schweizer Sprache, ist aber sonst im Gebrauch veraltet. Denn dann bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich lobe, provoziere oder kritisiere. Bleibt also besser unter uns!